Review: Watership Down (Netflix-Miniserie 2018)
Hui, in den letzten 2 Wochen konnte ich meine Serienliste ganz gut aufarbeiten. Gestern und heute habe ich mir die Miniserie „Watership Down“, die von Netflix neu aufgelegt wurde, angesehen. Watership Down oder auch Unten am Fluss ist für mich einer der prägendsten Filme meiner Kindheit gewesen. Es war zwar ein Zeichentrickfilm, aber definitiv kein Kinderfilm, zumindest nicht unter einer bestimmten Altersgrenze. Zu brutal waren auch in dieser Version die Darstellung von Kaninchen in Drahtschlingen und den Kämpfen mit anderen Tieren und untereinander. Die Visionen des kleinen Fivers waren auch in der Zeichentrickvariante beängstigend dargestellt.
Es gab später eine TV-Serie, die auch für jüngere Kinder geeignet war, diese erzählt aber quasi kleinere Geschichten, die in der Zeitachse nach dem Finden des neuen Reviers liegen. Wenn dort auf die eigentliche Geschichte eingegangen wurde, dann mit starken Abweichungen. Die Serie war deutlich positiver aufgebaut, dafür sahen die Tiere und speziell die Kaninchen nicht so real aus, wie im Film. Die Serie konnte mich daher leider nicht überzeugen.
Dafür habe ich nach wie vor die Buchvorlage im Regal stehen und gelesen. Die ganze Geschichte prägte mich so, dass meine ersten beiden Kaninchen Namen aus dem Buch bzw. aus dem Film erhielten: Bigwig und Pipkin. Ich war also sehr gespannt, als ich den Trailer auf Netflix im Dezember gesehen habe und jetzt möchte ich mit euch meine Eindrücke teilen.
Bildmaterial/Animation:
Die bisherigen Verfilmungen waren wie bereits beschrieben jeweils als Zeichentrick produziert worden. Die neue Serie (entstand übrigens in Kooperation mit BBC) ist computeranimiert. Das macht die Kaninchen und alles um sie herum realer und man spürt förmlich das kurze, weiche Gesichtsfell, wenn das Gesicht der Kaninchen gezeigt wird. Natürlich ist die Computeranimation gewöhungsbedürftig und gerade im ersten Teil hatte ich da so meine Probleme, besonders bei der Darstellung von Fivers Visionen. Wenn man sich aber erst einmal dran gewöhnt hat und sich darauf einlässt, finde ich die Animationen eigentlich sehr gelungen. Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass manche der Kaninchen eher nach Hasen aussehen, als nach Kaninchen (z.B. Fiver und Hazel), werden sie doch mit eher struppigem Fell dargestellt (typisches Unterscheidungsmerkmal von Kaninchen und Feldhasen). Außerdem empfand ich das häufige „Stehen“ als eher ungewöhnlich für Kaninchen und die Hinterläufe waren dafür zu unbemuskelt. Aber davon abgesehen, fand ich die Animationen sehr real aussehend und gerade bei der Schlacht unter der Brücke war die Darstellung von Kehaar für mich optisch schon fast gleichgestellt zu einigen Sequenzen im Film „300“. Ich finde die Darstellung in der neuen Serie realistischer, was an vielen Stellen weniger verstörend wirkt (z.B. sieht man hier sehr gut, dass das rote Feld durch das Licht des Sonnenuntergangs entsteht und nicht durch darüber fließendes Blut), auch die Verletzungen der Kaninchen bzw. die Kaninchen im Kampf, werden hier nicht so überdramatisiert dargestellt wie im Zeichentrickfilm.
Figuren/Charaktere:
Die neue Serie orientiert sich stärker an Buch und Film als an der Zeichentrickserie, wo viele zusätzliche Charaktere eingeführt wurden. Allerdings fehlen auch einige (für mich) wichtige Charaktere: So ist zum Beispiel von meinem liebgewonnen Pipkin nichts zu sehen oder zu hören. Das ist schade.
Handlung:
Die Handlung der neuen Serie orientiert sich ebenfalls wieder mehr an Buch und Film als an der Zeichentrickserie. Manches ist ein wenig mehr ausgeschmückt, manches ist ein wenig gekürzt – mit beidem kann ich leben. Im Gegensatz zum Film wird in der Miniserie auf beide Namensformen zurückgegriffen und diese auch bunt gemischt – auch das ähnlich wie im Buch und besonders auffällig bei Bigwig/Thlayli. Das kann am Anfang verwirrend sein, wenn man nur die Zeichentrick-Version kennt, in der das nicht vorkommt.
Sonstiges:
Ein Punkt ist mir noch negativ aufgefallen, bzw. hat mich irritiert: die merkwürdige Aussprache des Namens „El-Ahrairah“; zumindest ich finde die Aussprache merkwürdig, das mag aber auch daran liegen, dass ich die Film-Aussprache des Namens in meinem Kopf abgespeichert habe. Was ich ein bisschen vermisst habe, war der Titelsong „Bright Eyes“ von Art Garfunkel, den ich nach wie vor sehr stark mit dem Film in Verbindung bringe. Dieser wurde für die Zeichentrickserie nochmal aufgearbeitet, fehlte in dieser Miniserie hier aber leider völlig. Eine Art Ersatz habe ich im Song „Fire on Fire“ von Sam Smith gefunden, der während des Abspanns gespielt wird und nachdem ich es nun an dieser Stelle einige Male gehört habe, auch auf meine 2019-Playlist gewandert ist. Dennoch vermisse ich „Bright Eyes“, vielleicht ein wenig Nostalgie ;-).
Fazit:
Ich finde die Miniserie durchaus gut gemacht und man kann sie sich gut anschauen. Dennoch würde ich sie Kindern erst ab einem Alter von 8 Jahren zeigen und empfehlen, sich die Serie vorab ohne Kind anzusehen. Für meine Tochter wäre er noch zu ‚real‘ und würde ihr wohl nicht gut gefallen (eher die Disneyfilm-Fraktion). Meinem Sohn würde ich schon zutrauen, die Serie zu schauen, allerdings mit Begleitung und Gesprächsbedarf. Hier ist wohl jedes Kind unterschiedlich empfänglich für das gezeigte Material.
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