Review: Mary Poppins Rückkehr

Am vergangenen Dienstag habe ich es dann doch noch geschafft, den Film „Mary Poppins‘ Rückkehr“ anzuschauen. Ursprünglich wollte ich den ja mit den Kindern anschauen, die beiden haben aber dann doch entschieden, dass sie am vergangen Wochenende lieber ins Zoologische Museum in Kiel wollten statt ins Kino (äh ja… sind halt meine Kinder ;-)). Jedenfalls waren wir vergangenes Wochenende dann im Zoologischen Museum und haben uns unter anderem Walskelette angesehen und am Dienstag war ich dann mit Freunden abends im Kino bei Mary Poppins.
Ich mag den ersten Mary Poppins Film sehr gerne und war erfreut, als ich hörte, dass eine Fortsetzung geplant ist. Gleichzeitig war ich aber auch skeptisch, weil ich befürchtete, dass man eine neumodische Story mit neumodischen Effekten daraus machen würde. Das Story-Problem erübrigte sich, als ich herausfand, dass es insgesamt 8 Bücher um die Figur Mary Poppins geben soll (leider habe ich bisher in Deutsch nur 3 gefunden) und dass der Film die Verfilmung des zweiten Buchs darstellt.

Die Umsetzung der Story konnte ich aber erst nach dem Kinobesuch beurteilen.

Der Aufbau der Geschichte ist sehr ähnlich der Geschichte des ersten Filmes. Man lernt die Wohngegend und die Familie kennen und bekommt einen ersten Eindruck von vorhandenen Problemen. Bald darauf taucht das Kindermädchen Mary Poppins auf und drängt sich trotz Gegenwehr der Eltern förmlich auf, um die Kinderbetreuung zu übernehmen. Die Kinder sind anfangs in beiden Filmen nicht begeistert von einem (neuen) Kindermädchen, doch mithilfe ihrer phantasievollen Art und magischen Reisen, schafft sie es schlussendlich die Herzen der Kinder zu gewinnen und sie bei der Lösung ihrer Probleme zu unterstützen. Dabei besticht sie durch eine streckenweise sehr klare Erziehungslinie während sie an anderer Stelle die Fantasie der Kinder unterstützt und beflügelt. Tatsächlich bin ich auf dieses gefundene Mittelmaß, dass Mary Poppins in sich trägt, neidisch. Oder darauf, dass die Kinder ihr folgen, sie achten und respektieren. Aber mir fehlen wohl leider die Zauberkräfte.

Der Film spielt einige Jahre nach dem ersten Teil. Die Kinder aus dem ersten Teil sind erwachsen geworden, Michael hat selbst 3 Kinder und lebt im Elternhaus, allerdings ist seine Frau vor einem Jahr verstorben. Seine Schwester Jane schlägt ganz in Richtung ihrer Mutter, kämpft für Gleichberechtigung und unterstützt ihren Bruder und seine Familie. Michael arbeitet wie sein Vater in der Bank, doch eben diese Bank ist erneut der Bösewicht, denn das Haus soll zwangsversteigert werden. Während Mary Poppins im ersten Teil durch den Schornsteinfeger Bert unterstützt wurde, übernimmt das im zweiten Teil der Laternenanzünder Jack. Wurde im ersten Teil der verschrobene Onkel besucht, der vor Lachen an die Decke geht, ist es in diesem Teil die Cousine, die alles reparieren kann, aber an jedem zweiten Mittwoch im Monat in eine Krise stürzt.

Die Fantasiereisen führen an andere Orte als im ersten Teil, sind aber nicht minder schön und es gibt sogar ein Wiedersehen mit den vier tanzenden Pinguinen. Allerdings habe ich hier auch einen negativen Punkt (das ist aber auch der einzige): Im Gegensatz zum ersten Teil kommt es in einer der Fantasiereisen tatsächlich zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit einem Feindbild, das hat mir nicht so gut gefallen, da ich die Fantasiereisen im ersten Teil immer als 100% friedlich und positiv gestaltet waren. Da ich die Bücher nicht gelesen habe, weiß ich nicht, ob das im Buch auch so ist, jedenfalls hätte ich es ohne die „Böser-Wolf“-Sequenz besser gefunden.

Das Szenenbild ist sonst – bis auf die eben erwähnte – genauso schön und stilecht gehalten, wie im ersten Teil. Keine sichtbare Computeranimation, sondern tatsächlich im gleichen Stil, wie damals in Teil 1. Das hat mir tatsächlich am besten gefallen, irgendwie sehnt man sich heute doch nach solchen „einfachen“ Filmen, der Großteil ist ja doch überladen mit Stunts, Effekten und einer überspitzten Darstellung von Farben und Nebenschauplätzen.

Die Musik hatte es schwer, denn die Songs aus dem ersten Teil haben einen entscheidenden Vorteil: Sie haben 55 Jahre zeitlichen Vorsprung, sich als Ohrwurm zu etablieren und tatsächlich hat die Musik diesen Vorsprung sehr gut genutzt. Ich weiß nicht, wie lange ich gebraucht habe, um das Wort als Kind zu lernen, aber seitdem kann man mich auch nachts aufwecken und ich könnte Superkalifragilistischexpialigetisch aufsagen. Doch auch die Musik im neuen Teil ist voller Fantasie und mit Liebe gemacht. Vielleicht hätte ich auch hier erwartet, dass vielleicht speziell das Lied um das längste Wort der Welt in neuerer Form noch einmal im Film auftaucht. Aber auch ohne dieses Lied finde ich die Musik gelungen und auch hier gibt es sicher wieder Ohrwurm-Potenzial, wenn man das Vergleichen mit den Songs aus dem ersten Teil aufhört und sich nur auf die Musik dieses Films einlässt.

Mary Poppins Rückkehr schafft es, zu entschleunigen und es gelingt dem Film tatsächlich eine Flucht aus dem Alltag zu ermöglichen.

Auch mit dem Kino (war dasselbe wie bei Grindelwald’s Verbrechen) konnte ich mich wieder versöhnen. Diesmal passte von der Saal-Atmosphäre bis zum Popcorn alles und es gab auch keinen nervigen Vorfilm.

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