Am Mittwoch lief die vorerst letzte Folge von Tonis Welt. Zwar hab ich die Folgen unabhängig von der Free-TV-Ausstrahlung über TVNow geschaut, wollte aber bis zur ’normalen‘ Ausstrahlung mit meiner Meinung warten, um niemanden zu spoilern. Solltest du die Serie oder einzelne Folgen der 1. Staffel noch nicht gesehen haben, beachte bitte, dass ich Spoiler im folgenden Text nicht sonderlich kennzeichne. Solltest du nicht gespoilert werden wollen, lies meinen Beitrag bitte erst, wenn du die 1. Staffel komplett gesehen hast.

Tonis Welt – Spin-off zu „Der Club der roten Bänder“

Die Serie Club der roten Bänder (oder kurz CDRB) hat mich seinerzeit tief beeindruckt, ebenso der Film „Club der roten Bänder – Wie alles begann„.

Für diejenigen, die noch nie etwas davon gehört haben:

Die Serie begleitet 5 Teenager beim Zusammenfinden und -wachsen während ihrer Krankenhauszeit und darüber hinaus: Hugo liegt nach einem Sprung vom 10-Meter-Turm im Koma; Leo und Jonas leiden an Krebs, Emma wird wegen Essstörungen behandelt und Anton „Toni“ Vogel ist Asperger Autist, der durch einen selbstverschuldeten Unfall im Krankenhaus landet und später als Pflegehelfer dort arbeitet. Ich kann die Serie tatsächlich nur wärmstens empfehlen, aber Achtung – Taschentücher parat halten.

Mit „Tonis Welt“ erhält der Charakter Toni eine eigene Spin-off-Serie; damit er aber nicht allzu allein durch die Welt irrt, hat man ihm seine Freundin Valerie, die er ebenfalls während der Krankenhauszeit kennengelernt hat zur Seite gestellt. Valerie leidet am Tourette-Syndrom.

Darum geht’s in Staffel 1

Als Valerie’s Oma stirbt und ihre Mutter das Haus verkaufen will, beschließen Valerie und Toni gemeinsam in das Haus zu ziehen, dass Valerie seit ihrer Kindheit nicht mehr besucht hat. Den beiden gelingt es, das Eigenkapital für den notwendigen Kredit zusammen zu kratzen und sie kaufen das Haus ungesehen. Toni kündigt seinen Job als Pflegepraktikant und die beiden machen sich gemeinsam auf den Weg ins ländliche Dörflein.

Doch schnell werden die beiden von der Realität eingeholt. Das Haus ist längst nicht mehr in einem so guten Zustand wie früher, die Dorfgemeinschaft beäugt die beiden „Sonderlinge“ mit Argusaugen und Valerie muss sich noch darüber klar werden, wo sie in Zukunft hinwill, denn aus dem Studium wird nichts, nachdem sie durchs Abi gerasselt ist. Außerdem wird sie durch Malte, einen ehemaligen Freund ihrer Mutter vor die Frage gestellt, wer denn nun eigentlich ihr Vater ist.

Auch Toni muss erst einen neuen Job finden und hängt sich an den Dorfarzt Dr. Schmieta (gespielt von Armin Rohde). Mit seiner Hartnäckigkeit gelingt es ihm, das Herz des verbitterten Mannes zu erweichen und dieser stellt ihm am Ende der Staffel sogar in Aussicht, Toni nach einem Medizinstudium (wozu auch er ihn ermutigt) die Praxis zu übergeben.

Auch das Zusammenleben gestaltet sich nicht immer einfach. Zwar sind Toni und Valerie schon eine ganze Zeit lang ein Paar, aber es ist eine Herausforderung, wenn ein Asperger-Autist und eine junge Frau mit Tourette zusammen in ein altes Haus ziehen. Toni wird immer wieder mit Valeries Vergangenheit konfrontiert, als diese ihre alte Freundin Klara wieder trifft und er muss lernen, die Kontrolle über Valeries Entscheidungen abzugeben – schwierig für einen Autisten.

Die Staffel endet dann auch mit einem (vorläufigen?) Bruch der beiden: Valerie wird unvermittelt schwanger und flüchtet sich zurück ins Haus ihrer Mutter, um sich über ihre eigenen Bedürfnisse klar zu werden. Toni hingegen hat die Zusage für einen Studienplatz für das Medizinstudium erhalten und fällt aus allen Wolken, als er von der Schwangerschaft erfährt.

Die Staffel schließt mit einem Toni, der sich (ohne einen Führerschein zu besitzen) das Auto seines Chefs leiht und Valerie hinterher fährt. Eine zweite Staffel wurde bisher noch nicht bestätigt.

Ein Lob an die Darsteller

Wie auch schon bei CDRB geht ein großes Lob an die Darsteller von Valerie und Toni; ich hatte mich schon bei CDRB gefragt, ob das Mädchen das Syndrom so spielt oder ob sie *wirklich* damit lebt. Tatsächlich konnte ich darüber keine Informationen finden, weiss aber, dass sie in anderen Produktionen ohne Ticks spielt. Also kann sie in jedem Fall sehr gut schauspielern, entweder weil sie das Syndrom hat und es in anderen Produktionen nicht sichtbar ist; oder weil sie es nicht hat und in Tonis Welt bzw. Club der roten Bänder das ganze spielt. In beiden Fällen eine sehr gute Leistung für eine so junge Darstellerin.

Ivo Kortlang glänzt ebenfalls wieder in der Rolle von Toni, in gewohnter Qualität. Und auch hier gehört viel dazu und ich finde die Darstellung des Autisten sehr glaubwürdig.

Am Anfang war ich ein wenig irritiert weil im Vorspann zuerst Armin Rohde aufgeführt wird, meiner Meinung nach sollten erst Ivo und Amber aufgeführt werden, aber es ist wohl seinem bisherigen Status in der Fernsehwelt geschuldet. Schaden tut es wohl nicht und auch Armin Rohde finde ich als Darsteller von Dr. Schmieta sehr gut gelungen.

Das Problem der Serie – die Quoten

Eine zweite Staffel ist bisher nicht bestellt worden, ein Grund dafür könnten die etwas schwächelnden Quoten sein. Allerdings glaube ich, dass man Tonis Welt auch auf einen recht schwierigen Sendeplatz gesetzt hat: Zum einen läuft die Serie Mittwochs 20.15 Uhr. Da hab ich schon ein Problem, denn gleichzeitig hat ProSieben seinen Serienmittwoch mit u.a. Grey’s Anatomy. Dadurch habe ich die Folgen auch nicht am Mittwoch geschaut, sondern parallel nach Freischaltung der Folgen auf TVNow. Dort konnte man (und ich meine, bei Joyn war es dasselbe) die Folgen bereits eine Woche vor der Free-TV-Ausstrahlung anschauen. Das macht das Ganze recht bequem für mich als Endverbraucher, aber so bekommt man wahrscheinlich keine guten Quoten für die Free-TV-Ausstrahlung. Aber das ist ja sowieso ein leidiges Problem. Ich hoffe aber, dass VOX sich am Erfolg von CdrB orientiert und der Serie eine Chance gibt, weiter zu wachsen.

 

 

 

 

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