Straßburg

Straßburg. Wieder Frankreich. Und sie wissen nicht, ob der Täter noch in Frankreich ist oder längst über eine der naheliegenden Grenzen nach Deutschland oder sonstwohin. Es macht mich fassungslos. Noch fassungsloser macht mich, dass die Menschen immer mehr abstumpfen, was diese Vorfälle angeht. Ich weiß nicht, vielleicht geht es mir auch zu nahe. Ich bin hochsensibel, wenn ich solche Meldungen sehe, bekomme ich eine Gänsehaut, kann nicht atmen, stehe unter Schock. Und doch muss ich mich oft zwingen, ich zwischendurch mit etwas anderem zu beschäftigen und die Nachrichten nicht in Dauerschleife zu verfolgen. Tue ich das nicht, stecke ich einfach in den Berichten fest, höre mir dieselben Aussagen und Berichte wieder und wieder an und bin nicht mehr fähig, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Heute Nachmittag kam dann noch ein unsagbarer Lärm dazu. Mittlerweile weiß ich, dass ich im akustischen Bereich besonders sensibel für Reizüberflutungen bin. Heute Nachmittag wollte ich also unbedingt die Nachrichten sehen (Täter immer noch auf der Flucht), die Kinder spielten in der Zeit auf der Couch, der Hund winselte und auf dem Flur wurde diskutiert… 2 Stunden später merkte ich, dass ich an der Grenze war und musste mich zurück ziehen. Mit Kinderserien und Kaugummi-Kauen kam ich soweit, dass ich meinen Körper wieder spüren konnte. Irgendwie ist es in solchen Situationen so, dass ich mich selbst nicht mehr spüre.

Zurück zu Straßburg.

Irgendwie ist die Berichterstattung immer noch etwas undurchsichtig. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass die Presse erst heute Nachmittag damit begonnen hat, ein Bild und den Namen des Täters zu veröffentlichen. Warum macht man das nicht direkt, wenn man doch seit gestern Abend weiß, dass er definitiv der Täter ist. Ich hoffe nur, dass sie ihn schnell finden und sichern können. Den Opfern, Angehörigen, Zeugen und allen, die dieses Thema genauso berührt wie mich – meine Gedanken sind bei euch. Es ist furchtbar, dass es wieder passiert ist. Und da hilft es auch nicht, dass die Terrorexperten sagen, dass man es ja insgesamt mittlerweile gut im Griff hat. Nein, hat man leider nicht. Man hat es nicht unter Kontrolle, wenn jemand der in 2 Ländern auf der Gefährder-Liste steht, doch in der Lage ist, sich Waffen und Granaten zuzulegen. Ein Terrorexperte im Fernsehen meinte doch tatsächlich, es als Erfolg zu bezeichnen, dass man ihn gestern morgen festnehmen wollte und er dadurch die Planung eines noch größeren Anschlags nicht fertig stellen konnte. Ja, auch ich denke: Gott sei dank, es hätte ja auch noch viel schlimmer kommen können. Aber wie kann man es als Erfolg bezeichnen, wenn 2 Menschen tot sind und mehrere noch immer in Lebensgefahr schweben? Frei nach dem Motto: Zum Glück hat es nur die Frau XYZ und den Herrn ZYX getroffen? Es ist einfach die falsche Wortwahl hier von einem Erfolg zu sprechen. Ein Erfolg wäre es gewesen, wenn man ihn hätte gestern morgen festnehmen können, bevor er am Abend um sich geschossen hat. Das ist kein Vorwurf, wer weiß, warum es nicht zur Festnahme kam… keine Ahnung – jedenfalls hoffe ich, dass man ihn findet, bevor er noch mehr Menschen schädigen kann.

Sunny

w

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