Was wir unseren Kindern mitgeben

Manchmal frage ich mich, was wir unseren Kindern mitgeben. Ich meine nicht, was wir für sie an Geld ansparen oder was wir Ihnen in ihrer Brotdose für die tägliche Schule mitgeben. Ich frage mich, welche Werte wir unseren Kindern vermitteln.

Vor kurzem war meine Tochter bei einem Mädchen eingeladen um ihren Geburtstag nachzufeiern. Ich war erst ein wenig skeptisch, denn ein Teil des Programmes der Feier sollte ein Halloween-Lauf sein. Süßes oder Saures – ihr wisst schon. Ich war erst ein wenig skeptisch, ich wusste nicht, ob diese Feier für meine Tochter schon das richtige wäre. Das Geburtstagskind ist älter als meine Tochter, die Gäste sollten aber in sehr gemischtem Alter sein. Ein größeres Problem stellte für mich die Halloween-Geschichte dar, denn meine Tochter kann manchmal nur schlecht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.

Es ist noch gar nicht lange her, da hatte sie nächtelang Albträume von sprechenden Puppen – bis wir darauf kamen, dass sie eine Folge der Zeichentrickserie Scooby Doo gesehen hat, in der sprechende Puppen eine Rolle spielten. Ich besprach das im Vorfeld mit der Mutter der Gastgeberin und sie versprach mir, dass alles im Rahmen bleiben würde. Da wir uns schon eine Weile kannten und meine Tochter nun einmal so gern hingehen wollte, stimmte ich schlussendlich zu.

Der Tag war also da und ich brachte meine Tochter pünktlich zur Feier. Als ich sie gerade verabschiedete, erschien ein weiteres Mädchen mit einem Geschenk in der Hand. Sie ging zum Geburtstagskind, übergab ihr das Geschenk und verkündete ihr, dass sie auch sofort wieder gehen müsste, weil eine andere Freundin auf sie warten würde. Das Geburtstagskind behielt die Fassung, aber sie tat mir leid. Genauso wie das Mädchen, dass sich kurzfristig für eine andere Nachmittagsbeschäftigung entschieden hatte.

Als ich nach Hause fuhr, stieg Wut in mir hoch. Das Mädchen konnte natürlich nichts dafür, aber ist es nicht Aufgabe der Eltern, einem Kind beizubringen, sich an Abmachungen zu halten? Mittlerweile steht auf jeder Einladung, dass man Bescheid geben soll, ob die Einladung angenommen wird und das Kind zum Geburtstag kommen kann oder nicht. Das war auch bei der Einladung zu dieser Feier der Fall. Wenn das Kind nicht zum Geburtstag kommen will, ist das ja völlig legitim – aber erst das Kommen zusagen und dann kurzfristig abspringen? Wie mag sich das Geburtstagskind in solch einem Fall fühlen? Ich weiß, wie ich mich fühlen würde – als wäre ich nur eine „Notlösung“ gewesen. Jemand zu dessen Feier man kommt, weil man gerade nichts besseres vorhat. Und wenn sich dann doch etwas besseres ergibt, ist man sofort vergessen. Das fühlt sich nicht gut an. Und ich glaube – auch, wenn das Geburtstagskind nach außen hin fröhlich wirkte und sicher Spaß hatte, als ich meine Tochter abgeholt habe – hinterlässt es doch tiefe Wunden in ihr. Keine, die sie unbedingt sofort berühren, aber die sie sicher in sich behalten wird und wenn sich solche Wunden ansammeln, ist das langfristig nicht gut für einen Charakter.

Ich meine – wenn mein Kind einer Verabredung zusagt, bedarf es schon eines guten Grundes, dass ich sie diese absagen lasse. Wenn sie zum Beispiel plötzlich krank wird – oder ihr Bruder und wir zum Arzt müssen. Alles andere ist als Grund bei mir bisher nicht zugelassen worden und wird es wohl auch in naher und ferner Zukunft nicht, denn ich finde es einfach mehr als unhöflich.

Was vermitteln wir unseren Kindern denn, wenn sie alles nur dann machen, bis sich etwas besseres findet??

Freunde sind nur dann zu was zu gebrauchen, wenn sie uns was zu geben haben?? Werden sie anstrengend, weil es ihnen bspw. gerade nicht gut geht, tauscht man sie einfach aus…
Das vorhandene Spielzeug ist nie gut genug, man spielt 5 Minuten damit, danach ist es langweilig und man möchte etwas neues haben…
Einen Partner kann man jederzeit gegen einen vermeintlich besseren Partner austauschen, man muss sich nicht darum kümmern, wie der andere sich dabei fühlt…

Und da wundern wir uns noch über die Empathielosigkeit der Menschen und die immer kälter werdende Welt, in der wir unsere Kinder stossen?
Und was ist, wenn dasselbe Spiel mal mit unserem Kind gespielt wird? Ist es dann auch immer noch „nicht so schlimm“?

Sunny

w

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