Ein zweijähriges Kind stürzte vor 2 Wochen in Spanien in einen illegal ausgehobenen Brunnenschacht. Die Medien stürzten sich auf den Fall und es startete eine beispiellose Rettungsmission (oder kam die Rettungsmission doch vor den Medien? Wäre die Rettung so ‚ausgeartet, wenn nicht die Medien darüber berichtet hätten? Wer weiß…) Es war die Rede von Haarbüscheln und Süßigkeiten, die im Schacht gefunden wurden, aber auch davon, dass es keinerlei Lebenszeichen von dem kleinen Jungen gab. Der Schacht sollte über 100 Meter tief sein, das Kind wurde in einer Tiefe von 70-80 Metern vermutet. Eine Kamera konnte nur bis zu einem bestimmten Punkt herabgelassen werden, da dort der Schacht blockiert war. Ein Schacht der nur 25 cm im Durchmesser hat.
Man entschied, einen parallelen Schacht zu bohren und anschließend eine Querstrebe zum vermuteten Ort, an dem der Junge stecken sollte, zu schlagen. Die Rettungsarbeiten haben sich aber immer mehr verzögert und die Welt verfolgte alles live mit. Die Tränen und Verzweiflung der Eltern, die bereits den älteren Bruder von Julen vor einem Jahr plötzlich verloren hatten. Aber es kamen auch immer mehr Zweifel an der Geschichte auf. Schließlich gab es wohl nur den Vater, der gesehen hatte, wie der Junge in den Schacht fiel. Wer wusste schon, ob der Junge sich tatsächlich in dem Loch befand. Außerdem waren viele wütend auf die Rettungsarbeiten, die nur sehr schleppend und mit vielen Verzögerungen von Statten gingen. Immer wieder verzögerten sich die Arbeiten durch das schwere Erdreich mit vielen Felsplatten. Und noch immer gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass der Junge noch lebte.
Trotzdem bekräftigten Experten bis zum Schluss die (wenngleich auch winzig kleine) Chance, dass der Junge den Sturz überlebt haben könnte. Diese Chancen waren minimal, der Junge ist eventuell ungebremst senkrecht über 70 Meter gestürzt und allein diese Sturzhöhe ist nur schwer zu überleben. Dann hätte für ein überleben das Kind irgendwie an Wasser kommen müssen. Mit Mühe und Not überlebt man hungernd eine ganze Weile, jedoch dehydriert man als Erwachsener bereits nach wenigen Tagen und bei Kindern geht es um ein vielfaches schneller. Sofern sich dort also keine Pfützen gebildet hätten, wäre das auch ein riesiges Problem. Und schlussendlich ist da natürlich noch die Umgebungstemperatur. Jeder, der einmal bei einer Bergwerks-Besichtigung dabei war, weiß, wie kalt es schon wenige Meter unter der Erdoberfläche ist, wie sollte es da erst in über 70 Metern Tiefe, umgeben von Gestein sein? Aber was blieb anderes übrig, als zu Hoffen und zu Beten. Hätten die Experten einfach sagen sollen, dass das Kind vermutlich längst tot ist und die Bergungsarbeiten sinnlos sind? Nein, ich denke, das wäre auch nicht der richtige Weg gewesen, ich finde es schon richtig, wenn sie auch bei den minimalen Chancen nicht abgebrochen haben.
Letztendlich gelang es am Freitag nach 12 Tagen endlich den kleinen Julen zu bergen, leider hat das Beten und Hoffen nicht geholfen, der Junge ist tot. Heute habe ich gelesen, dass in einer Autopsie festgestellt wurde, dass Julen beim Sturz ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte und innerhalb weniger Stunden nach dem Sturz gestorben sein muss. Für mich ist das tatsächlich eine positive Nachricht. Natürlich ist es so, dass es nun in gewissem Maße „vergebliche Geld-, Material- und Personalkosten“ verursacht hat. Für mich wäre es aber ein viel schlimmerer Gedanke, wenn dieser kleine Zwerg – dieser kleine tapfere Mann – dort unten noch tagelang mit vollem Bewusstsein gesessen hätte und voller Angst gewesen wäre, weg von Mama und Papa, in der Dunkelheit, in der Kälte, in der Enge, mit Schmerzen von Verletzungen und nicht wissend, was um ihn herum geschieht. Von daher bin ich tatsächlich in gewissem Maße froh, dass der kleine Julen wohl bereits durch den Sturz so schwer verletzt wurde, dass seine Seele sich schon aus dem Körper verabschiedet hat.
Aber mit der Bergung des Körpers haben nun auch die Eltern die Möglichkeit vernünftig von ihrem Kind Abschied zu nehmen. Von ihrem zweiten Kind, welches viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde.
Ruhe in Frieden, kleiner Julen.
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